Frauen – Kein Grund sich die Zähne an den Hormonen auszubeissen

Das Frau-Sein bringt körperlich bedingte Voraussetzungen mit sich, die sich offensichtlich von jenen der Männer unterscheiden. Dies hat zu einem großen Teil mit den Hormonen zu tun, deren Zusammensetzung und Menge sich aufgrund vieler Faktoren verändern kann. Diese Veränderungen zeigen sich im ganzen Körper, so auch in den Zähnen, dem Zahnfleisch und dem Zahnhalteapparat.

Wenn Sie sich dieser Zusammenhänge bewusst sind, können Sie Ihre Zahnpflege und die Ihrer Töchter während dieser Phasen mit erhöhter Sensibilität gestalten und Ihre Zähne besser schützen.

 

DIE HORMONE

In Zusammenhang mit der Mundgesundheit sind die Sexualhormone Progesteron und Östrogen von zentraler Bedeutung. Eine isolierte Betrachtung dieser zwei Hormone wird zwar den ganzen hormonellen Zusammenhängen mit den Zähnen nicht gerecht werden – denn die Hormone sind mit einander verbunden, arbeiten zusammen und bedingen sich gegenseitig – weil sich Schwankungen im Spiegel dieser zwei Hormone sehr unmittelbar auf die Mundgesundheit auswirken, werden hier einfachheitshalber nur diese behandelt.

 

Östrogen: Es beeinflusst das Zellwachstum, die Zelldifferenzierung und Keratinisierung (Verhornung) im Zahnfleischepithel, dem Bindegewebe im Zahnfleisch und der Mundschleimhaut. Auch bestimmte Zelltypen, wie die knochenbildenden Osteoblasten und die für die Wundheilung und Zellfestigkeit wichtigen Fibroblasten reagieren auf sich ändernde Östrogenlevel.

 

Progesteron: Es ist ein wichtiger Faktor für die Knochenbildung, indem es die Osteoblasten zur Knochenbildung anregt. Erhöhtes Progesteron begünstigt aber auch Entzündungen, weil das Zahnfleisch gegenüber entzündungsfördernden Einflüssen der Mundbakterien weniger widerstandsfähig wird.

 

DIE VIER PHASEN

Es gibt vier Phasen, bei denen hormonalen Schwankungen besonders zum Tragen kommen und die für die Gesundheit der Zähne einer Frau von besonderer Bedeutung sind:

  1. die Pubertät
  2. bestimmte Tage während des Monatszyklus
  3. die Schwangerschaft
  4. die Wechseljahre

 

  1. Pubertät

Mit der Reifung zum Erwachsenendasein geht ein starker Anstieg der Sexualhormone, bei den Mädchen dem Östrogen und Progesteron, einher. Dies hat eine Zunahme der Blutversorgung im Zahnfleisch zur Folge und damit eine erhöhte Empfindlichkeit und Neigung für Zahnfleischentzündungen.

Gewisse Bakterienstämme treten in dieser Zeit häufiger auf, denn Östrogen und Progesteron werden durch diese Mikroorganismen als Wachstumsfaktoren verwertet. Einige dieser Arten scheinen mit einer erhöhten Tendenz zu Zahnfleischbluten in Verbindung zu stehen.

 

  1. Monatszyklus

In der zweiten Phase nach dem Eisprung erreicht das Progesteron eine Spitze. Das erhöhte Progesteron macht, dass die kleinen Blutgefäße durchlässiger werden. Deshalb kommt es in der zweiten Phase des Monatszyklus oft vor, dass das Zahnfleisch eher blutet und anschwillt, Flüssigkeit aus den Zahnfleischtaschen tritt oder sogar Zähne wackeln.

Die Pille: Beim Einsatz der Pille zur Schwangerschaftsverhütung, werden dem Körper niedrige Dosen von Östrogen und Gestagenen (wozu auch Progesteron zählt) zugeführt. Somit führen diese zu ständig erhöhten Werten und mitunter zu denselben Symptomen.

 

  1. Schwangerschaft

Findet eine Befruchtung der Eizelle statt, steigen die Östrogen- und Progesteronwerte bis ungefähr zum 8. Schwangerschaftsmonat kontinuierlich an. Deshalb ist die sogenannte Schwangerschaftsgingivitis sehr häufig und tritt bei ca. 30-100% aller Schwangeren auf. Symptome reichen von leichten Zahnfleischentzündungen, Schmerzen und Bluten, erhöhtem Ausfluss von Flüssigkeit aus Zahnfleischtaschen und wackelnden Zähnen.

 

  1. Wechseljahre

Während dieser Zeit treten bei vielen Frauen Beschwerden im Mundbereich auf. Grund ist, dass die Östrogenwerte während dieser Phase stark sinken. Dies führt z.B. zu einem reduzierten Speichelfluss und damit zu Mundtrockenheit – ein für die Zahngesundheit gefährlicher Zustand!

Die Mundschleimhaut kann sich in dieser Zeit in zwei Extremen zeigen: einer auf Gewebeschwund zurückführende Blässe, oder dann in einer Entzündung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, die sich als Rötung äußert. Die Folge ist eine erhöhte Empfindlichkeit und Neigung für Blutungen, z.B. ausgelöst durch das Zähneputzen.

Die abnehmenden Östrogenwerte führen auch zu einem Verlust von Knochensubstanz. So bilden sich der Kiefer- und der Alveolarknochen zurück, was schließlich zu einem Verlust der Zähne führen kann.

Oft wird ein verändertes Geschmacksempfinden beobachtet. Die Empfindlichkeit für süße Geschmäcker ist reduziert, nicht aber für Salziges , Saures oder Bitteres. Als Folge wird mehr Lust nach Süßem verspürt, was sich wiederum schädlich auf die Zähne auswirken kann.

 

WEGE ZUR VORSORGE

  1. Die Ernährung allgemein: Um den Hormonhaushalt natürlich ins Gleichgewicht zu bringen, können verschiedene Vitamine, Mineralien und Kräuter eingenommen werden, z.B. Vitamin E und Magnesiumoxid bei Östrogenmangel, oder Vitamin C und Safran bei Progesteronmangel. Konsultieren Sie für eine Beratung unbedingt eine qualifizierte Fachperson!
  2. Xylit für die Zahnpflege & als Zuckerersatz: Xylit ist eines der wirkungsvollsten Mittel zur Zahnvorsorge. Es vermag das Kariesrisiko bis zu 85% zu reduzieren, regt die Speichelproduktion an und sorgt damit Mundtrockenheit vor. Es wirkt förderlich auf die Remineralisierung der Zähne und vermutlich auch auf die der Knochen. Und das Beste: es kann als natürlicher Zuckerersatz eingenommen werden, ohne dass es die Zähne angreift, dick oder abhängig macht. Für jede Frau und Mutter also ein Traum, der in Erfüllung geht!
  3. Stress meiden: Stressbedingt greifen wir oft zu Süßem, was den Zähnen und der Figur schadet. Stress führt zu einer Disbalance im Hormonsystem, z.B. durch Progesteron-Raubbau, was dem ganzen Körper schadet, nicht nur den Zähnen. Stress fördert die Übersäuerung des Körpers, wodurch Mineralien entzogen und damit nicht für die Aufrechterhaltung der Zahnsubstanz und der Knochen zur Verfügung stehen. Gönnen Sie sich also öfter mal eine Pause!
  4. Hormonersatztherapie: Die Hormonwerte werden gemessen und gezielt Hormone zugeführt. Die Gabe von Östrogen wird u.a. gegen Zahnverlust und Zahnfleischbluten eingesetzt. Arbeiten Sie unbedingt mit einer Spezialistin zusammen, denn Sie greifen in ein äußerst sensibles Körpersystem ein und wollen nicht mehr Schaden als Nutzen anrichten!

 

QUELLEN

Chander, MG. et al. (2014). Crosstalk between hormones and oral health in de mid-life of women: A comprehensive review. In: Journal of International Society of Preventive & Community Dentistry; Nov 2014; 4 (Suppl 1): p. 5-10.

Gottfried, S. (2014). Die Hormonkur. VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg.

Güncu, GN., et al. (2005). Effects of endogenous sex hormones on the periodontium – Review of literature. In: Australian Dental Journal; 2005; 50: (3): p. 139-143.

Suri, V. & Suri, V. (2014). Menopause and Oral Health. In: Journal of Mid-Life Health, Jul-Sep 2014; 5(3): p. 115-120.

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